Seefrauengarn-Manifest
Spinnst du? Oh ja – immer wieder!
In der Autokorrektur verselbständigen sich die Worte,
aus dem Ort Seebarn wird Seegarn und diese Wortverwandlung
entwickelt ihren eigenen Zauber.
Aus Frauengruppe wird grauenfruppe und auch sie beginnt zu spinnen…
Wir garnen und zwirnen
legen Fäden in allen Farben
in Labyrinthe und wieder heraus
wider die zweifelhaften Heldenerzählungen
… Seefrauen – das jung lassen wir weg.
Wir sind junge und alte, verdiente Seeheldinnen,
sind zur See gefahren, in Teichen und Meeren geschwommen,
sind aus dem Netz der Meinungen ausgebrochen.
Wir knüpfen ein neues Netz miteinander, untereinander,
laden ein zum Vernetzen:
Seefrauen aller Meere! Schwimmt und vereinigt euch
zu neuen Möglichkeiten! Bildet Kollektive!
Schaut über den Horizont, streckt die Hände aus
nach denen, die gegen das Untergehen kämpfen …
nach denen, die ihrer Unsichtbarkeit entrinnen, die sich zeigen wollen, die anknüpfen am Seefrauengarn, weiter weben wollen am Stoff, an dem Frauen-Generationen gewebt haben, ihn sich neu zuschneiden, umschneidern, anpassen, anverwandeln, weiterwickeln und entwickeln
die assoziieren, montieren und monieren
Lasst euch umgarnen und verweben, vernetzen und verbinden
mit barn und garn und fruppen und gruppen
von
Brigitta Höpler, der Raumgeberin und Stadtverknüpferin
Karin Seidner, der grauenfruppe- und Seefrauenwerkerin
Beatrice Simonsen, der Stadt- und Landwirkerin
anlässlich von:
BILDET KOLLEKTIVE!
Anlässlich 25 Jahre grauenfruppe (www.grauenfruppe.at) texte und literarische performances von seriös bis skandalös seit 1995
Ort: Das DORF Obere Viaduktgasse 2/1, 1030 Wien www.dasdorf.at
daniela beuren, elke papp, karin seidner, martina sinowatz performen zusammen und in weiteren kollektiven.
In den 25 Jahren ihres Bestehens hat die grauenfruppe auf vielfältige Weise zum Kulturleben über Wien und Österreich hinaus beigetragen: zum einen durch ihre assoziativen Textmontagen auf Papier, im Netz und als Performances. Zum anderen mit dem künstlerisch-kulinarischen Artbite Salon und der Lesereihe „Dichtung und Krankheit – ein Befund. Über das Medizinische in der Literatur“ sowie der Collage.Zeitschrift kunstfe ler, die in ihrem Umfeld entstanden sind. Zur Feier des Jubiläums treten die vier Autorinnen/Perfomerinnen an zwei Abenden auch in anderen Kollektiven auf, die sich der grauenfruppe und ihrem Prinzip der assoziativen Montage in Wort und Aktion verbunden fühlen.
9.9.2021
Patchwork mit Jean Almeida, dan*ela beuren, Sylvia Petter „Eyes on – Hands off/Augen auf – Hände weg“
TiSi-Papp: Tineda, Siko und Elke Papp „Wir gurgeln alles“
20.9.2021
„Seefrauen-Garn“ mit Brigitta Höpler, Karin Seidner, Beatrice Simonsen
Im Unterschied zum prahlerischen Seemannsgarn spinnen drei Autor_innen ihr Seefrauengarn mit ernsthaften feministischen Texten. Abenteuerliche Inhalte, die üblicherweise Männern zugeordnet werden, werden nun den Frauen zugeschrieben, ohne dass Übertreibung notwendig wird. In der männlich dominierten Geschichtsschreibung festgefahrene Frauenbilder werden umgedreht, durchgeschüttelt, auf den Kopf gestellt und neu interpretiert. Die vielen Frauen-Bilder, die uns umgeben, werden aus ihrem Alltag herausgelöst und neu kontextualisiert.
Die Autor_innen erfinden neue literarische Interpretationen zu jenen Bildern, denen zuvor nichts als sinnentleerte, bloße Weiblichkeit zugeschrieben wurde. Ziel ist es, historisch fixierte Klischees aufzubrechen und die Zuhörer_innen in neue gedankliche Zugänge zum gelebten Alltag von Frauen einzuspinnen.
Nicht für immer mit Michaela Hinterleitner, Ilse Kilic, Martina Sinowatz präsentiert: „Nicht für immer“
Weitere Programmpunkte: Ausschnitte aus früheren grauenfruppe-Programmen, Videobeiträge von Lisa Rosenblatt u. a., Petra Paterno (Wiener Zeitung) interviewt die grauenfruppe … Zwei abwechslungsreiche Abende sind garantiert. Lassen Sie sich überraschen! Eintritt frei Veranstaltungen der Grazer Autorinnen Autorenversammlung in Kooperation mit dem Verein Artelier, gefördert von der Kulturkommission der Bezirksvertretung für den 3. Bezirk
© Fotos: Brigitta Höpler (Beitragsbild), Sonja Knoll und Dirk Simonsen