SOUNDSPAZIERGANG

Wir laden Sie ein, mit Texten im Ohr über den Hügel von St. Margarethen im Burgenland zu spazieren!

Während eines Schreibworkshops im August 2014 entstanden im Bildhauerhaus Texte von acht Teilnehmer_innen, die zu einem SOUNDSPAZIERGANG montiert wurden.

Teilnehmer_Innen: Valerie Bosse, Simone Fuith, Cornelia Holzinger, Brigitta Höpler, Gisela Salcher, Andreas Schimanko, Beatrice Simonsen und Gerlinde Maria Wagner.
Leitung des Workshops und Textmontage: Eva Schörkhuber
Konzept und Organisation: Beatrice Simonsen

25 Jahre nach dem Fall des Eisernen Vorhangs

Auf Spaziergängen und bei Führungen spürten die Teilnehmer_innen der Vergangenheit des Ortes nach. Die 25 Jahr Feier zum Fall des Eisernen Vorhangs stand im Mittelpunkt ebenso wie die Kunstwerke auf dem Hügel von St. Margarethen. Von 1959 bis 1978 entstanden jene Kunstwerke, die Sie heute noch auf dem Hügel sehen. An jedem der drei Nachmittage sprachen wir über ein spezielles Thema, allem voran über den Durchbruch des Eisernen Vorhangs vor 25 Jahren, als in St. Margarethen die BürgerInnen der ehemaligen DDR hier in den Westen flohen. Weitere Themen waren der Steinbruch, das Haus und die auf dem Hügel verstreuten Skulpturen. Danach wurden Texte verfasst, eingesprochen und “montiert”: Textcollagen, Sprachbilder und Erzählungen entstanden auf diese Weise.

Hier der Soundspaziergang: 

… und hier die Schreibgruppe:

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Der Workshop wurde von der Gemeinde St. Margarethen, der Kulturabteilung des Landes Burgenland und dem Bundeskanzleramt/Kunst unterstützt! Wir danken!

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Fotos: Brigitta Höpler

 

 

Nachlese vom 12. April 2015

 

Unter dem Motto “Schere Stein Papier” traten neun AutorInnen in spielerische Konkurrenz zu den Skulpturen auf dem Hügel von St. Margarethen. Voll Neugier schwärmte das zahlreiche Publikum in zwei Gruppen aus, um die Lesungen von Balázs Both, Patricia Brooks, Hubert Hutfless, Günter Kaip, Dine Petrik, Karin Seidner, Rudolf Stueger und Lilla Turbuly zu verfolgen. Die AutorInnen aus Ungarn, dem Burgenland und Wien rezitierten ihre Texte und schufen spannende Verbindungen zu den Skulpturen der ehemaligen Bildhauersymposien. Den Abschluss bildeten Hubert Sieleckis amüsante Kurzfilme zu Texten von Gerhard Rühm. Der Musiker Zoltán Gargyán begleitete die Gäste mit luftigen ungarischen Melodien auf Tarragot und Klarinette über den Hügel. Die “Konkurrenz” bewirkte ganz neue Synergien zwischen Kunst und Literatur. Da das Wetter mit dem Programm harmonierte, konnte das Publikum das vielfältige Angebot in vollen Zügen genießen. Kommentar eines Gastes: “… ein wunderbarer Tag, wir haben das alle in tiefem Frieden empfunden und genossen – die Landschaft und das Wetter, der Blick bis zum Schneeberg, der über der Ebene aufragt wie im Karakorum, und links der Steppensee wie in der Mongolei, und dann der Reiter über den Hügel – unglaublich, einzigartig.”

12. April 2015   LITERATUR RAUM im BILDHAUERHAUS

AutorInnen und Skulpturen

Hubert Hutfless: Lit. Veröffentlichungen in diversen Anthologien. 2013: „papier gesungen – Gedichte“ (edition lex liszt 12 Oberwart). Buchhändler in Wiener Neustadt. Literarisches, musikalisches u. soziales Engagement. Ehrenamtlicher Bewährungshelfer. Mitglied des www.clubpoesie.at Lebt in Bad Sauerbrunn und Mattersburg.
Zu einer Skulptur (1966) von Elmar Daucher: 1932 in Neuenburg am Rhein geboren. Steinmetzlehre. Danach Studium der Bildhauerei in Stuttgart. Nach dem Vorbild von St. Margarethen wurde 1969 das Bildhauersymposion Oggelshausen gegründet. Klangskulpturen. Er starb 1989.

Günter Kaip: Mitglied der GAV. Veröffentlichungen in Anthologien, Zeitungen (u.a. NZZ), Literaturzeitschriften, ORF und NDR. Bücher (Auswahl): Katarakte. Wortbilddichtungen. Arovell 2009. Im Fahrtwind. Miniaturen. Klever Verlag 2010. Im Rhythmus der Räume. Prosaminiaturen. Klever Verlag 2012. Wenn du an der Himmelsschraube drehst. Gedichte mit Zeichnungen von Angelika Kaufmann. Mitter-Verlag Wels 2013. Kiesel. Gedichte. Klever Verlag 2014. Diverse Preise.
Zu einer Skulptur (1960) von Michael Grossert: 1927 in Sursee in der Schweiz geboren. Nach einer Lehre als Zimmermann Ausbildung zum Bildhauer bei Albert Schilling in Arlesheim. Zahlreiche Skulpturen im öffentlichen Raum. Er starb 2014 in seiner Wahlheimat Paris.

Lilla Turbuly: Studierte Jura und Literatur in Budapest. 15 Jahre lang als Richterin tätig. Seit 2008 freie Schriftstellerin und Theaterkritikerin. Lebt in Zalaegerszeg und Budapest. Publikationen: Eltévedt hold (2006) – Roman (Verlorener Mond), Üveghold (2007) – Roman (Glasmond), Titkosírás (2007) – Gedichte für Kinder und Jugendromane. Übersetzung der gelesenen Gedichte: György Buda, Nora Keszerice, Agnes Nagy, Barbara Reitz, Sandra Rétháti.
Zu einer Skulptur („Energie solaire“ 1962) von Péter Pierre Székely: 1923 in Budapest geboren. Besuch der Kunstschule Budapest. Lernte Bildhauerei bei Hanna Dallos. 1944 Arbeitslager. Emigration nach Frankreich. Neben der Bildhauerei (vorwiegend in Granit) lehrte er Kunstphilosophie in Japan, den USA und in China. Museum Székely in Pecs in Ungarn und in Japan. Er starb 2001 in Paris.

Rudolf Stueger: Studium der vergleichenden Literaturwissenschaft in Wien und Paris. Lit. Veröffentlichungen seit 2004. Kunstvermittler der Vereinigung bildender Künstler_innen Wiener Secession. Mitglied der Gruppen/Vereine „nextext“ im StifterHaus (Linz) und zzoo-Verein (Wien), sowie Redaktionsmitglied der Kunst- und Literaturzeitschrift „Zeitzoo“.
Zu einer Skulptur (1971) von Alois Mandl: 1931 – 1988. Dokumentation: Einwendig bzw auswendig : von Alois Mandl bzw für Mandl : Katalog zur Ausstellung : Verzeichnis der dreidimensionalen Arbeiten (Hochschule für Künstlerische und Industrielle Gestaltung, Linz, November 1990).

Karin Seidner: Psychotherapeutin, Schriftstellerin und Performancekünstlerin. Publikationen: „Das Lexikon der Lust“ (Bibliothek der Provinz, 2005), „TierFREUDen“ (Lischkar, 2014) diverse Preise, zB 2003 Siemens Literaturpreis. ¼ der literarischen Performance-Gruppe „grauenfruppe“. Leitet Kreative Schreibworkshops www.sprach-raum.at.
Zu einer Skulptur (1971) von Anna Maria Kupper:
1947 in Rothenburg, Schweiz, geboren. Kunstgewerbeschulen Luzern und Zürich, Studienaufenthalte in Paris und Italien. Lebt und arbeitet seit 1983 in Luzern.

Balázs Both: Lit. Veröffentlichungen seit 1999. Gedichtbände: Árnyéktalan pillanat (2005) (Ein Moment ohne Schatten), Látogatód jön (2010) (Der Besucher kommt), Ha nem marad kimondatlan (2013) (Wenn es ungesagt bliebe). Lebt in Sopron. Übersetzung/ Lesung der Gedichte: Gábor Fónyad.
Zu einer Skulptur (1964) von Herbert Baumann: 1927 geboren in Blumberg. Ausbildung zum Steinmetz, danach Studium der Bildhauerei an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart. Professor für Bildhauerei in Stuttgart, wo er 1990 starb.

Patricia Brooks: Autorin von Romanen, Kurzprosa und Hörspielen (Auswahl): Garten der Geschwister” (Molden) ,„Sprich nicht mit Fremden“ (ORF – 2013), Initiatorin und Mitwirkende in verschiedenen interdisziplinären Performanceprojekten u.a. Idee und Konzept von „Radio rosa – TextMix Lab“. 2015 erscheint „Die Grammatik der Zeit“ (Verlag Wortreich).
Zu einer Skulptur (1969) von Kenneth Campbell: 1913 bei Boston, USA, geboren. Ausbildung als Maler. Gehörte zu den frühen Expressionisten in New York. Als Bildhauer Autodidakt. Professor an der Fakultät für Kunst an der University of Maryland. Er starb 1986 in New York.

Dine Petrik: Freie Autorin seit 1990. Lyrikerin, Feuilletonistin. Mehrere Arbeiten über die Lyrikerin Hertha Kräftner. Bücher: 1997: Die Hügel nach der Flut. Was geschah wirklich mit Hertha K, (Otto Müller), 2011: “Die verfehlte Wirklichkeit”, Biografie (ArtScience). 2014 erschien der fünfte Lyrikband MAGENTA (ArtScience) und im März 2015 der Roman
“Flucht vor der Nacht” (Verlag Bibliothek der Provinz).
Zu einer Skulptur („Stein für Josef Matthias Hauer“ 1964-1966) von Karl Prantl: 1923 in Pöttsching geboren. Studium der Malerei an der Akademie der Bildenden Künste Wien. Als Bildhauer Autodidakt. Gründung des Symposions Europäischer Bildhauer in St. Margarethen 1959. Die Idee solcher Art Symposien verbreitete sich durch die Teilnahme internationaler KünstlerInnen weltweit. Er starb 2010 in Pöttsching.

Hubert Sielecki: Studium an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien und Filmhoch-schule in Łódź. Unterrichtet die Meisterklasse für Malerei, Animationsfilm und Tapisserie bei Christian Ludwig Attersee (seit 1990). Einrichtung eines Lehrstudios für             Animationsfilm. Drehbuchautor, Regisseur, Kameramann, Musiker, Tontechniker, Darsteller, Zeichner, Maler. Kinowerbespots, Trailer für Festivals, AutorInnenfilme  (Gerhard Rühm, Gernot Wolfgruber, Antonio Fian ua).
Vorführung von Filmen zu Texten von Gerhard Rühm: 1930 in Wien geboren. Studium: Klavier und Komposition an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien. Privatunterricht bei dem Zwölftonkomponisten Josef Matthias Hauer. Lautgedichte, Sprechtexte, visuelle Poesie, Photomontagen und Buchobjekte. Mitbegründer der Wiener Gruppe. Em. Professor an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg.

Zoltán Gárgyán: Der junge Musiker besuchte das Musik-Gymnasium in Györ. Zur Zeit studiert er in Budapest an der Musik-Fakultät der Liszt Ferenc Zenemüvészeti Akademie die Instrumente Taragot, Klarinette und Saxofon. Momentan wirkt er in drei verschiedenen Musikgruppen mit.

Konzept / Organisation: Beatrice Simonsen – Kooperationen: Grazer Autorinnen Autorenversammlung und Symposion Europäischer Bildhauer – Wir danken für die Förderungen: der Gemeinde St. Margarethen, dem Land Burgenland, dem Bundeskanzleramt Sektion Kunst – Sponsor: Baufirma Waha St. Margarethen

Nächste Termine:

11. bis 13. September 2015

Der Schreibworkshop mit Brigitta Höpler belebt das Bildhauerhaus für drei Tage mit einem “(W)ORTWECHSEL – Gehen und Schreiben über den Hügel von St. Margarethen”.

13. September 2015

Der nächste LITERATUR RAUM im BILDHAUERHAUS bringt Lesungen des Schweizer Schriftstellers Franz Dodel, der Lyrikerin Petra Ganglbauer und des Japan kundigen Autors Martin Kubaczek zum Land Art Projekt “Japanische Linie”.

Fotos: Dirk Simonsen (Bild vom Fotografen: Veit Macke)

Fotograf Dirk Simonsen

 

 

Literatur Raum im Bildhauerhaus 2015

Sonntag, 12. April um 15 Uhr         “Schere Stein Papier”

10 AutorInnen / 10 Skulpturen / 100 Minuten auf dem Hügel von St. Margarethen

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Gerhard Jaschke zu Franz Xaver Ölzant / Hubert Hutfless zu Elmar Daucher / Günter Kaip zu Michael Grossert / Lilla Turbuly zu Pierre Szekely / Rudolf Stueger zu Alois Mandl / Karin Seidner zu Anna Maria Kupper / Balázs Both zu Herbert Baumann / Patricia Brooks zu Kenneth Campbell / Dine Petrik zu Karl Prantl / Hubert Sielecki zu Gerhard Rühm

Musik: Zoltán Gárgyán

Lesungen, Performance, Musik und Film auf einem Spaziergang zum Motto des bekannten Spiels “Schere Stein Papier”, dessen Regeln besagen, dass Papier Stein „schlägt“. Die Synergien, die bisher zwischen der bildenden Kunst und der Literatur gesucht wurden, werden diesmal im spielerischem Sinn von „Konkurrenz“ beflügelt. Der Hügel wird literarisch in Besitz genommen. Mit dabei sind AutorInnen aus Österreich und Ungarn begleitet von Klängen des volkstümlichen ungarischen Instruments Taragot. Mehr Informationen

NEU: Bus-Shuttle Wien-St.Margarethen-Wien! Fahrpreis: 19 Euro

Abfahrt in Wien U 3 Station Erdberg um 13.15 Uhr – Rückfahrt ab St. Margarethen 18.00 Uhr
Achtung: Buchung bis 9. April per Mail an beatrice.simonsen@gmx.at

Konzept / Organisation: Beatrice Simonsen

Kooperationen: Grazer Autorinnen Autorenversammlung und Symposion Europäischer Bildhauer

Wir danken für die Förderungen: der Gemeinde St. Margarethen, dem Land Burgenland und dem Bundeskanzleramt Sektion Kunst und unserem Sponsor: Baufirma Waha St. Margarethen

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Für die Verwendung des Fotos, Dank an Silvia Maria Grossmann “Erinnerung an Karl Prantl”, 2013

Foto oben: Skulptur von Franz Xaver Ölzant auf dem Hügel von St. Margarethen (Dirk Simonsen)

August 2014 Nachlese

Reaktionen der Gäste auf die Veranstaltung LITERATUR RAUM im BILDHAUERHAUS vom 24. August 2014:

“Die Veranstaltung im Steinbruch schien mir sehr geglückt – ich habe mich sehr wohl gefühlt, was sowohl an der einmaligen (Kunst-)Landschaft als auch den vielen interessanten Gästen lag.”

“Gratuliere sehr zum Literaturraum! Eine rundum gelungene Veranstaltung. Die Lesung hat uns gut gefallen; der Klang der ungarischen Sprache, dann die sprachlich so schönen, dichten, bildreichen Gedichte auf Deutsch; und im zweiten Teil die trockene, ironische Prosa von Peter Rosei. Kulinarisch köstlich – die Suppen haben richtig gut getan. Auch der Apfelstrudel. Schön auch, dass das Gasthaus Fuith aus St. Margarethen eingebunden war. Valerie Bosses Oral History Projekt ist sehr sehr gelungen! Interessant, dramaturgisch spannend aufgebaut, die Zuhörer waren begeistert, beide Male, beim ersten „Durchgang“ waren wir dabei, beim zweiten sind wir gerade vom Soundspaziergang zurückgekommen und haben das Ende mitbekommen, das dann gleich in ein Gespräch übergegangen ist.”

“Ich gratuliere zur sehr interessanten und ansprechenden Veranstaltung. Ich habe mir den soundtrack angehört und war berührt. Toll!”

“Gratuliere zur letzten Veranstaltung. Die Lesungen haben mir gut gefallen, auch die Tonaufnahmen von den beiden Zollbeamten.”

Weitere Reaktionen auf den Soundspaziergang: 

„Ein großartiges Hörbild!“

“Wie fein ist jeder Text für sich und das Zusammenspiel der Texte.”

“Das Ergebnis kann sich hoeren lassen!”

“Ich finde der Soundspaziergang ist richtig schön geworden!”

LITERATUR RAUM im BILDHAUERHAUS

Mit einem Literary Crossover gedachten wir dem Fall des Eisernen Vorhangs vor 25 Jahren. St.Margarethen im Burgenland war erster Schauplatz dieses historischen Ereignisses. Aus Ungarn war die Lyrikerin und Romanautorin Zsuzsa Rakovszky, aus Österreich der Schriftsteller Peter Rosei mit Literaturbeispielen geladen, die die Veränderungen an der Grenze verdeutlichten. Eine spannende Gegenüberstellung von Lyrik und Prosa im Klang zweier Sprachen im offenen Raum vor dem Bildhauerhaus vor interessiertem Publikum.

Begleitet wurde das Literaturprogramm von ORAL HISTORY – gesammelt von Valerie Bosse – und einem SOUNDSPAZIERGANG, der aus Ergebnissen des Schreibworkshops von Eva Schörkhuber zu einer Audiodatei montiert wurde.

Wie erleben wir “Geschichte”? Dieser Frage ging die Historikerin bei ihrer Sammlung “erzählter Geschichte” nach. Die aktuellen Tonaufnahmen und spannenden Erzählungen der beiden ehemaligen Grenzbeamten Arpad Bella aus Ungarn und Johann Göltl aus Österreich boten Stoff zum Nachdenken und Diskutieren. Vor 25 Jahren zeichneten sie an der Grenze in St. Margarethen für den friedlichen Verlauf der Ereignisse verantwortlich. Die Aktualität des Themas Grenzen ist allgegenwärtig, wie wir in diesen Tagen wieder erleben.

Den Abschluss der Veranstaltung bildete ein Spaziergang über den Hügel mit Blick auf die nahe Grenze und im Umfeld des einzigartigen Kunst- und Naturraums.

Die Audiodatei vom Soundspaziergang finden Sie hier: http://www.kunstundliteratur.at/vermittlung/soundspaziergang/

Informationen zum Programm:
http://www.kunstundliteratur.at/literatur-raum-im-bildhauerhaus/programm-2014/

und zu den AutorInnen:
http://www.kunstundliteratur.at/literatur-raum-im-bildhauerhaus/autor_innen/

Wa(h)re Natur im Palais Wild

Die Öffnung des ehemaligen Warenhauses Breinessl – nunmehr PALAIS WILD – im Waldviertler Blumau an der Wild stand im Mittelpunkt künstlerischer Aktionen am 6. Juli 2014. Aus den Überresten der großen Vergangenheit des Warenhauses, das von 1880 bis 1992 den Reichtum des Ortes demonstrierte, zeigte die bildende Künstlerin LUITGARD EISENMEIER aufbereitete Sammlungen aus der Warenhauszeit. Die Ausstellung verband sich mit Lesungen von BARBARA NEUWIRTH und MICHAEL STAVARIC sowie einem Dorfspaziergang mit Mag. Herbert Lazarus zur Geschichte von Blumau. Das Fest für Kunst und Literatur fand im Rahmen des Viertelfestival NÖ statt, gefeiert wurde die: WA(H)RE NATUR IM PALAIS WILD. 

3762 Blumau an der Wild, Blumau 54, Bezirk Waidhofen a.d. Thaya. 

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Fotos (Copyright Dirk Simonsen) vom Eröffnungsfest am 6. Juli:

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WA(H)RE NATUR IM PALAIS WILD, 3762 Blumau an der Wild 54

Luitgard Eisenmeier / Foto Dalia von Wegen

Luitgard Eisenmeier / Foto Dalia von Wegen

AUSSTELLUNG: LUITGARD EISENMEIER

Verpackt Beschriftet Beworben: Mitten im Waldviertel begegnet uns die „Wa(h)re Natur“ in vielen Facetten. Betrachten wir die Natur als Maschine, werden deren Produkte zur Ware: die wahre Natur wird zur Ware.

Im Mittelpunkt steht das örtliche Warenhaus Breinessl, das von 1880 bis 1992 den Reichtum von Blumau an der Wild demonstrierte. Aus den Überresten der großen Vergangenheit verwandelte die bildende Künstlerin Luitgard Eisenmeier mit vorhandenen und gebrauchten Bauteilen das Haus zum PALAIS WILD. Im ehemaligen Geschäftsraum sind aufbereitete Sammlungen aus der Warenhauszeit zu sehen: Gegenstände, die zur Werbung und Information für Produkte dienten. Sie weisen sogar über das Regionale ins Außereuropäische hinaus. Durch umfassende Beschriftungen wird eine spezielle Inventur erstellt und in den Unikatbüchern von Luitgard Eisenmeier werden aus Resten von Verkaufsprodukten endgültig Kunstprodukte.

Zur Eröffnung am 6. Juli lasen die AutorInnen BARBARA NEUWIRTH und MICHAEL STAVARIC aus ihren Büchern.

Bekannte AutorInnen mit Wald-oder Weinviertler Biographie – Barbara Neuwirth und Michael Stavaric – führten uns ein buntes Spektrum kultureller Annäherungen an die Natur im Allgemeinen und kritischer Zugänge im Speziellen vor das geistige Auge. Die künstlerischen Statements zum Motto des Viertelfestivals “Naturmaschine” wurde mit verschiedenen Kooperationen umgeben. Wir feierten mit Kunst und Literatur, mit Arche Noah, mit Blasmusik von Markus Eckl, mit Dorfgeschichte, mit Essen und Trinken – mit allem, was die Natur uns gibt und was wir daraus machen.

INFOSTAND: ARCHE NOAH 

In einer Kooperation wurde die Gesellschaft für die Erhaltung der Kulturpflanzenvielfalt & ihre Entwicklung eingeladen, einige Beete im Palais Wild mit seltenen Gemüsepflanzen und Kräutern auszustatten.

SPAZIERGANG: Mag. HERBERT LAZARUS

Der Dorfchronist von Blumau an der Wild führte zum Thema “Das Besondere ist das Normale” in einem Rundgang durch den Ort und erzählte uns wahre Geschichten.

ABENDESSEN: GASTHAUS KRETSCHMER

Das Waldviertel zeigte sich von seiner sommerlichsten Seite, die zahlreichen BesucherInnen erfreuten sich am abwechslungsreichen Tag, der im örtlichen Gasthaus bei einem gemeinsamen Abendessen ausklang.

Ein Projekt von Luitgard Eisenmeier und Beatrice Simonsen. Wir danken für die Förderung der Gemeinde Ludweis-Aigen sowie unseren Sponsoren.

WEITERE INFORMATIONEN ZU DEN KÜNSTLER_INNEN:

LUITGARD EISENMEIER

Geboren in Weißenhorn, Deutschland, lebt und arbeitet seit 1976 in Wien und seit 1992 auch in Blumau/Wild; Gründungsmitglied von Der Blaue Kompressor, 1982 (Kunstprojekte in Wien, Klagenfurt, Capellen/Luxemburg, Wiltz/Luxemburg, Athen, London).www.derblauekompressor.info/Neben der Umwandlung des ehemaligen Warenhauses Breinessl in das PALAIS WILD stellt die Künstlerin seit 20 Jahren Unikatbücher und kopierbare Magazine her.

Aktuelle Ausstellungsteilnahmen (Auswahl):

  • 2 Unikatbücher in der Ausstellung Ohrenzeugen, Kuratorin Hanna Schimek, Wien, 2010.
  • Café Melange, ein Multimedia Projekt im Rahmen von Europäisches Jahr des interkulturellen Dialogs, Kuratorin der Bibliothek, Wien 2008.
  • Teilnahme an Orientalism and Ephemera (kuratiert von Jamelie Hassan) mit Magazinen, Objekten und Fotos, Toronto, Windsor, Ottawa, Saskatoon, alle Canada, 2006 – 2008. Bibliomantie I -IV, Der Blaue Kompressor öffnet seine Bücher, Salon des Café Nil, 2005 – 2006. Teilnahme mit Unikatbüchern an Imageniging the Book II, Biennale, Alexandria, 2005.
  • Aus der Ägyptenschublade, Fotos und Unikatbücher, Salon des Café Nil, 2004.

 

BARBARA NEUWIRTH

Die Autorin, die auch verlegerisch und wissenschaftlich tätig war, arbeitet zudem als Lektorin von Wissenschaftstexten und als Herausgeberin von Sammelbänden mit dem Schwerpunkt Literatur von Frauen. Sie lebt seit 1967 in Wien und ist Trägerin zahlreicher Preise für ihr belletristisches Werk (Auszüge):

  • In den Gärten der Nacht. Phantastische Erzählungen. In: Phantastische Bibliothek. 255, Suhrkamp, Frankfurt/M. 1990
  • Dunkler Fluß des Lebens. Erzählungen. In: Phantastische Bibliothek. 318, Suhrkamp, Frankfurt/M. 1995
  • Blumen der Peripherie. Erzählung. Edition Thurnhof, Horn 1994
  • Im Haus der Schneekönigin. Novelle. Wiener Frauenverlag, Wien 1994
  • Das gestohlene Herz. Ein romantisches Märchen. Edition Koenigstein, Klosterneuburg 1998
  • Wien Stadt Bilder. Löcker Verlag, Wien 1998 (Fotos von Bill Barrette).
  • Tarot Suite. Ein Episodenroman. Deuticke, Wien 2001 (zusammen mit Harald Friedl, Margit Hahn, Heinz Janisch und Norbert Silberbauer).
  • Das steinerne Schiff. Erzählungen aus dem Land zwischen Donau und Thaya. Literaturedition Niederösterreich, St. Pölten 2008

„1958 in Eggenburg geboren, in Drosendorf aufgewachsen, erlebt das Kind Barbara die Thaya als dunklen Fluss, auf dessen Grund Unheimliches lauert, den Wald als Ort bedrohlicher Geheimnisse, in denen Trolle den Menschen nachstellen. Das nördliche Niederösterreich mit seinen dunklen Gewässern, den kühl melancholischen Abenden und Geheimnisse versprechenden Schatten ist Ursprung vieler Bilder in Barbara Neuwirths phantastischen Erzählungen, die der Tradition der klassischen Phantastik zuzurechnen sind – ein Genre, das sie wie kaum jemand sonst beherrscht – und die sich dadurch auszeichnet, dass es keine Brücke zwischen der Logik der Innenwelt zur Logik der Außenwelt gibt. Ertrinken möchte man in diesen Landschaften, in der poetischen Kraft, mit der sie vorgestellt werden, untergehen. Gleichzeitig tritt uns eine fremde Welt entgegen, eine die uns nicht mehr vertraut ist und die kein Vertrauen erweckt.“ (Marianne Gruber in ihrer Laudatio zur Wildgans-Preisverleihung)

http://www.barbara-neuwirth.com

MICHAEL STAVARIC

Geboren 1972 in Brno, Schulbesuch in Laa an der Thaya, lebt seit 2008 als freier Schriftsteller und Übersetzer in Wien. Studierte an der Universität Wien Bohemistik und Publizistik /Kommunikationswissenschaften; über 10 Jahre lang tätig an der Sportuniversität Wien – als Lehrbeauftragter für Inline-Skating. Nach dem Studium 7 Jahre lang im diplomatischen Dienst tätig – für die Tschechische Republik, u.a. für S.E. Jiri Grusa und S.E. Rudolf Jindrak. Zahlreiche Stipendien und Auszeichnungen – zuletzt (2012) wurde er mit dem Adelbert von Chamisso Preis und dem Österreichischen Staatspreis für Kinder und Jugendliteratur ausgezeichnet. Auszüge aus Einzelveröffentlichungen:

  • Flügellos, Gedichte, Edition Va Bene, Klosterneuburg 2000
  • stillborn, Roman, Residenz Verlag, St. Pölten – Salzburg 2006 (2. Aufl. 2008)
  • Gaggalagu, Kinderbuch zus. mit Renate Habinger, Kookbooks, Idstein 2006
  • Terminifera, Roman, Residenz Verlag, St. Pölten – Salzburg 2007
  • Magma, Roman, Residenz Verlag, St. Pölten – Salzburg 2008
  • Böse Spiele, Roman, C.H.Beck, München 2009
  • Die kleine Sensenfrau, Kinderbuch zus. mit Dorothee Schwab, Luftschacht, Wien 2010
  • Déjà-vu mit Pocahontas. Raritan River, Czernin Verlag, Wien 2010

http://www.facebook.com/stavaric

SPONSOREN:

 

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Pressemeldung aus “Kultur und Wein” 

Viertelfestival NÖ – Waldviertel 2014

 

Nachlese April 2014 Literatur Raum im Bildhauerhaus

Fotogalerie: Dirk Simonsen

Sonntag, den 6.April 2014 wurde die Veranstaltungsreihe mit dem dritten LITERATUR RAUM im BILDHAUERHAUS fortgesetzt. FRIEDRICH ACHLEITNER, KLAUS-JÜRGEN BAUER und KARIN IVANCSICS waren diesmal im frühlingshaften Ambiente am Hügel von St. Margarethen zu Gast.

Seit Herbst 2013 steht das von Johann Georg Gsteu entworfene Bildhauerhaus unter Denkmalschutz. Friedrich Achleitner stellte hier sein neues Buch “Den Toten eine Blume. Die Denkmäler von Bogdan Bogdanovic” vor. Zwischen den dem Surrealismus verpflichteten Gedenkstätten im ehemaligen Jugoslawien und dem spartanischen Bauwerk des Bildhauerhauses im Burgenland, das nach wie vor zeitlose Modernität zeigt, wurde ein Bogen geschlagen. Mit großer Spannung folgten die Gäste dem Altmeister der Architekturtheorie Friedrich Achleitner auf einer imaginären Reise zu den Denkmälern des bedeutenden Architekten und Stadttheoretikers Bogdanovic, der ab 1993 im Exil in Wien lebte. Die Lebhaftigkeit, mit der Achleitner das Werk des befreundeten Künstlers vorstellte, entfachte in vielen den Wunsch, die Bauwerke selbst zu besuchen.

Lebhaft setzte sich auch die Schriftstellerin Karin Ivancsics mit der Avantgarde der 1960er Jahre auseinander. Die Vergangenheit der Bildhauersymposien und Zitate des Begründers Karl Prantl inspirierten sie zu einer ebenso poetischen wie engagierten Erzählung, die sie eigens für diesen Anlass im Literatur Raum im Bildhauerhaus schrieb. Der Text kritisierte einerseits die eingeschränkten Möglichkeiten der Kreativen im Burgenland, gab andererseits aber auch die eigene künstlerische Inspiration an das Publikum weiter. Dieses konnte sich von der Vielseitigkeit der Autorin, die in Wien und im Dreiländereck des nördlichen Burgenlandes lebt, überzeugen.

Zum Abschluss erläuterte der Architekt und Kurator des Architektur Raumburgenland Klaus-Jürgen Bauer das Bauwerk Bildhauerhaus. Er führte die Erinnerungen von Friedrich Achleitner und die spontane Ergänzung von Uta Peyrer-Prantl zur Entstehungsgeschichte des Hauses in einem eleganten Schlusswort zusammen. Insgesamt ein Nachmittag mit vielen Informationen zu einer schützenswerten kunsthistorischen Stätte im Burgenland und ein “historisches” Ereignis durch die Wiederkehr eines Freundes und Zeitgenossen von Karl Prantl und Johann Georg Gsteu. Friedrich Achleitner ist inzwischen sowohl in der Literatur- als auch in der Architekturgeschichte als eine Ikone anzusehen. Der starke Zustrom der Gäste zeugte davon, dass man sich dessen durchaus bewusst war.

Herzlichen Dank
Sebastian Prantl für die Kooperation mit dem Symposion Europäischer Bildhauer
Heinz Gerbl und Klaus-Jürgen Bauer für die Kooperation mit dem Architektur Raumburgenland
Hannes Hochmeister für die Lesung aus dem Buch von F. Achleitner
David Baum für die technische Begleitung
Sabine Krenmayr-Wagner für die.mobile.buchhandlung und
Valerie Bosse für die Zusammenarbeit.

Förderer: Gemeinde St. Margarethen
Sponsoren: Energie Burgenland, Hypo Bank Burgenland, Bauunternehmen Waha
Medienpartner: Architektur & Bauforum und Quer

Idee/Konzept/Organisation: Beatrice Simonsen für Kunst und Literatur

Ausstellung Meret Oppenheim

April – Juni 2013

Vermittlungsprogramm für SchülerInnen im BA Kunstforum: Die Literaturvermittlerin Beatrice Simonsen bringt in einem dialogischen Rundgang das Kunstschaffen von Meret Oppenheim mit literarischen Texten in Einklang. Durch spielerische Auseinandersetzung werden Synergien zwischen Kunst und Literatur direkt erfahr- und spürbar. Dieses fächerübergreifende Vermittlungsprogramm ist sowohl für den Kunst- als auch für den Deutschunterricht geeignet. Dauer des Programms: 1,5 h (inkl.Workshop). Vermittlungsprogramm für SchülerInnen (12 – 19 Jahre), eine Kooperation des Bank Austria Kunstforums, Wien, mit Beatrice Simonsen zur Ausstellung von MERET OPPENHEIM

Im Schulvermittlungsprogramm wurden Jugendliche dazu eingeladen, den kreativen Schaffensprozess von Spiel als künstlerischer Strategie selbst zu erleben. „Jeder Einfall wird geboren mit seiner Form.“ (MO) Einer dieser Einfälle von Meret Oppenheim ist das „Schlangengedicht“ – ein an surrealistischen Schreibvorgaben orientiertes Konzept. Dieses wurde in der Verbindung von literarischen Texten mit ausgestellten Kunstwerken von den SchülerInnen nachempfunden. Dabei entstanden „einzigartige“ (ein Schülerzitat) „surreale“ Texte: „Tod droht trüb. Blumen nähren niemanden. Niemand darf freier reden…“ (Beginn des Schlangengedichts von Marie-Sophie, Antonia und Sascha zu “Der grüne Zuschauer”)

Folgende literarische Werke wurden mit Kunst von Meret Oppenheim in Verbindung gebracht (© Beatrice Simonsen):

Apuleius (aus „Amor und Psyche“, 2. Jh.) / zu „Parapapillonneries – Psyche, Freundin der Männer“, 1975

Hans (Jean) Arp (aus „die wolkenpumpe“, 1920) / zu „Verborgenes im Nebel“, 1974

Elisabeth Borchers „eia wasser regnet schlaf“ (1960) / zu „Der grüne Zuschauer oder Einer, der zusieht, wie ein anderer stirbt“, 1959 (1933)

Bettina Brentano (aus „Die Günderode“, Briefwechsel mit Karoline von Günderode 1804-1806) / zu „Für Bettine Brentano“, 1983

André Breton (aus „Nadja“, 1928) / zu „Steine“, 1978 (Schlangengedicht)

Johann Wolfgang von Goethe „Erlkönig“, 1782 / zu „Die Erlkönigin“, 1940

Karoline von Günderode „Der Luftschiffer“ (aus „Gedichte und Phantasien“, 1804) / zu „Für Karoline von Günderrode“, 1983

Marie-Luise Kaschnitz „Eines Tages sprech ich im Rundfunk“ / zu „Pelzhandschuhe“, 1936

Gottfried Keller (aus „Gottfried Keller’s Traumbüchlein“, Eintragung vom 15.9.1847) / zu „Die alte Schlange Natur“, 1970

Sarah Kirsch (aus „Wiepersdorf-Zyklus“,1976) / zu „Für Bettine Brentano“, 1983

August Kopisch „Heinzelmännchen“ / zu „Die Heinzelmännchen verlassen das Haus“, 1961

Gertrude Stein „Ein Schal“ (aus „Zarte Knöpfe“, 1914) / zu „Entwurf für ein Halsband“, 1936

Gertrude Stein (aus „Ida“, 1941) / zu Man Ray „Erotique voilée“, 1933

Christa Wolf (aus „Kein Ort. Nirgends“, 1979) / zu „Für Karoline von Günderode“, 1983

Unica Zürn „Das Spielen der Kinder ist streng untersagt“ (aus „Hexentexte“, 1954) / zu „Der Mensch geht fort“, 1971 (Cadavre exquis)

Kunst und Literatur zu Gast im Schloss Kobersdorf

 Unbenannt

Mit zwei Veranstaltungen war Kunst und Literatur 2013 zu Gast im Schloss Kobersdorf. Ein Adventkonzert mit Lesung burgenländischer Poesie im November und eine “Landpartie” mit Dietmar Grieser im September stand auf dem Programm.

Als einen “begnadeten Erzähler köstlicher Geschichten” – ein Zitat der Frankfurter Allgemeinen Zeitung – konnten die zahlreichen Gäste Dietmar Grieser bei einer literarischen Matinee am Sonntag, den 8. September 2013, erleben. Auf der entspannten spätsommerlichen “Landpartie” folgte man dem Bestsellerautor auf seinen Spuren durch Österreichs Bundesländer. “Wien ist der Ehebund, die Länder sind die Pantscherln”, so Dietmar Grieser launig in seinem neuesten Buch. Andrang des Publikums zeigte, dass die Verbindung von Literatur und Musik hervorragend geeignet ist, kulturelle Sehnsucht im Mittelburgenland zu stillen. Zwei junge Musiktalente aus Wien – Antonia und Benedikt Sinko (Querflöte und Cello) – umrahmten die Lesung. Im Festsaal des Schlosses, das seine Hochblüte zur Zeit der Spätrenaissance bzw. des Frühbarock hatte, wirkte die Barockmusik harmonisierend und stimmte auf die nachfolgende Führung ein.

Lesung im Schloss Kobersdorf mit Dietmar Grieser

 

Schlossführung Kobersdorf Anni 1309

 

 

Die zweite Veranstaltung am Samstag, 30. November 2013 bot ein ADVENTKONZERT mit LESUNG: Poesie aus dem Burgenland. Simone Fuith und Hans H. Piff lasen Gedichte und Erzählungen von MIDA HUBER und GERTRUD ZELGER-ALTEN. Dazu Musik von Johann Sebastian Bach bis Joseph Haydn.

 

 

Schloss Kobersdorf,
ein Märchenschloss,
schön im Vergehn;
und ein Märchenschloss
im Wiedererstehn!

Diese Zeilen widmete Mida Huber dem Schloss und seinen Erneuerern. Die burgenländische Dichterin, die vor 40 Jahren im Alter von 96 Jahren in Landsee verstarb, schrieb schwärmerische Hymnen an ihre Heimat, das mittlere Burgenland. Auch schilderte sie in ausdrucksstarken Mundarttexten anschaulich das ländliche Leben. Der Abend wurde dem Werk der umfassend künstlerisch gebildeten Schriftstellerin gewidmet, die ihren bescheidenen Lebensabend mit Blick auf die sie inspirierende Burgruine Landsee zubrachte.

Weiters wurde mit „Märchen“ und Gedichten das Werk von Gertrud Zelger-Alten gefeiert. Die 1922 in Niederösterreich geborene Schriftstellerin lebt seit 1948 in Neckenmarkt, wo sie sich etwa als Verfasserin der „Neckenmarkter Herbergsuche“ aktiv ins dörfliche Leben eingebracht hat. Ihr umfangreiches Werk in Lyrik und Prosa zeugt von ihrer „Erdung“ in der heimatlichen Landschaft und brachte ihr viele Auszeichnungen, wie den Burgenländischen Lyrikpreis, ein.

Die Schauspielerin Simone Fuith aus St. Margarethen, die in Wien lebt und sowohl am Theater als auch in vielen ORF Produktionen zu sehen ist, brachte den richtigen Atem in Märchen und Poesie. Der Spezialist für „hianzischen“ Dialekt Hans H. Piff aus Pinkafeld ( siehe www.mundart-burgenland.at)  amüsierte das Publikum mit den die Volksseele treffenden Mundart-Gedichten von Mida Huber. Aus Wien waren die MusikstudentInnen Karoline und Katharina Kratochwil (Violine und Oboe) sowie Antonia und Benedikt Sinko (Querflöte und Violoncello) angereist und begleiteten die Lesung mit einem stimmungsvollen Konzert.

Schauspielerin Simone Fuith bei der Lesung

Schauspielerin Simone Fuith bei der Lesung

Kunst und Literatur im Schloss Kobersdorf

Kunst und Literatur im Schloss Kobersdorf

Adventmarkt im Schloss Kobersdorf

Adventmarkt im Schloss Kobersdorf

Rückschau 2013 LITERATUR RAUM im BILDHAUERHAUS

Ein Literary Crossover – die Überschneidung zweier Sprachen, mit und ohne Worte – war das Thema vom zweiten LITERATUR RAUM im BILDHAUERHAUS im August 2013.

GABRIELE PETRICEK und WOLFGANG MILLENDORFER

waren als AutorInnen geladen. Ihre literarischen Texte bildeten die Grundlage für Interventionen des International ChoreoLab Austria. Unter der künstlerischen Leitung von SEBASTIAN PRANTL reagierten ChoreographInnen und TänzerInnen aus aller Welt – Australien, Brasilien, Taiwan, USA – ohne Worte, aber mit Körpersprache, auf die ins Englische übersetzten Texte der AutorInnen. Gabriele Petriceks kunstvolle Erzählung “Das Model und sein Bildhauer” war Anlass für ausdrucksvolle Bewegung im freien Raum vor dem Bildhauerhaus. Die “Verwirrenden Episoden” des Burgenländers Wolfgang Millendorfer im magischen Ambiente der Skulpturen von Kengiro Azuma zauberten Heiterkeit in die Gesichter – sowohl der TänzerInnen als auch des Publikums.

Der spätsommerliche St. Margarethener Hügel mit dem Blick in die Weite gegen die Voralpen hin hat sich wieder als Kraftort für künstlerische Experimente erwiesen. War es im April – zur Eröffnung des Literatur Raums – die schneidende Kälte, die die Gäste im Haus zusammengeschart hat, so brachte diesmal der regnerische Himmel Bewegung in die Zuhörerschaft. Die dynamischen Interventionen der TänzerInnen zu luftigen Klavierklängen – gespielt von Cecilia Li – und zu den Erzählungen der AutorInnen verwirbelten starre  Erwartungshaltungen. Neugierde und Offenheit ist an diesem Ort der Kreativität, der mit dem ChoreoLab und dem Literatur Raum als Nachfolge der Bildhauersymposien wieder lebendig geworden ist, gefragt – in jedem Fall wird das Publikum mit neuen Sichtweisen belohnt.

Auszüge aus den gelesenen Texten:

Wolfgang Millendorfer aus “Verwirrende Episoden” 

I

„Wie hast du das gemacht? Mach das noch einmal!“

Ich hatte keine Ahnung, was sie meinte. Ich hatte mich in den vergangenen fünf Minuten kaum bewegt, hatte nur zweimal die Seiten meines Buches umgeblättert und Zucker in meinen Kaffee getan.

„Da! Deine Stirn! Du machst es schon wieder!“

Sie klatschte vor Begeisterung in die Hände.

Sie hielt mir ihren kleinen Schminkspiegel vors Gesicht und da sah ich es auch: Irgendetwas klopfte von innen gegen meinen Kopf.

II

Sie sehen immer so aus, wie Filmstars, tragen teure Stoffmäntel und auf den Köpfen Hüte und ohne zu zögern nehmen sie auch die schmalen Gassen.

Die Gesichter auf genau die Art zerfurcht, dass es einem schwerfällt, wegzusehen, in einem fort von kleinen Rauchwolken umgeben und immer halb im Schatten, nie im Ganzen zu sehen.

Sie lachen selten und sprechen kaum und gehen um die nächste Ecke, ganz so, als hätten sie ein Ziel.

Sie haben nur einen Fehler: Sie sind in der falschen Stadt unterwegs.

(2013)

Gabriele Petricek aus “Das Model und sein Bildhauer”

Nach dem Unfall. Aufgewacht in dem Verlies, es durchspürt wie ein Hund, an einem der Fenstergitter heftig gerüttelt und es mit seinem Mauerfleisch in Händen gehabt. Nach hinten hingestürzt damit, so schwer. Hatte offenbar jemand Unbefugter, als die Halle noch in ihrer Funktion stand, sich durch die gelockerten Ziegel Kommen und Gehen und regelmäßig Kühlgut verschafft. Bis zum Morgenschlüpfen herumgestreift in den Geländen. Anfangs noch ungenau im weitläufigen Terrain, hatte unter ihrem Schritt etwas geknirscht, zertrat ihr Steinmetzschuh Verborgenes. Sah nach und sah – nicht bloß eine, vielmehr zwei Schnirkelschnecken, verbohrt im Liebesspiel. Ineinander todverschmiert. Wie unvorsichtig, Joyce.

Sie hatte ihr Nachtleben. Ahnungslos war Luxer. Er war, wenn er ins Kühlhaus kam, jedesmal gesprächig gewesen. Hatte erzählt, was er über sich wusste und einmal hatte sie diesen holprigen Redefluss nachfragend unterbrochen, nach der Narbe in seinem Gesicht, und er erzählte in die Mitternacht hinein, wieviel lieber er Künstler, also Bildhauer, denn Steinmetz wäre. Das Wetter brach zusammen. Dann regnete es nahezu ununterbrochen. Und Luxer meinte, der Regen im Juni brächte Segen, er fürchte die Hagelwetter im Juli, die verdürben den Bauern, was zur Reife steht. Als sie wieder bis zum Aufhellen durch eine Nacht gestrollt war, kam sie an das Haus des Greißlers, der eben aufsperrte. Sie überließ ihm ihre rote Perücke und er ihr hochpolierte Metallplatten, die sie in einem von ihm ausgeborgten, paar Nächte später wieder vor seinen Laden abgestellten Karren an ihren Bestimmungsort verbrachte. In den folgenden Tagesanbrüchen hörte Luxer Schüsse unten, fand aber nichts Auffälliges, als er am Kühlhaus nachsehen ging. Es war still und abgesperrt.

(Auszug aus der Novelle Gegenfarbe, enthalten in: Von den Himmeln, Triptychon / Sonderzahl Verlag, Wien, 2009)